Ein warmer Tag im Garten (mit Maschinengewehr)
Ein warmer Tag im Garten (mit Maschinengewehr)
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Ich lauschte heute einer ganz besonderen Kulisse. Um mich herum Vogelzwitschern, Bienensummen, Hummelgebrumm. Eine Katze streift durchs Gras. Es riecht fantastisch nach Flieder- und Apfelblüten.

Und gar nicht weit weg davon mischen sich Hubschrauber- und Maschinengewehrgeräusche ins Geschehen. Zeugnis des wahnsinnigen, aus der Natur gefallenen Menschen, der sich im Krieg übt. Im Krieg gegen sich selbst.

Die Soldaten machen ihre Arbeit, die richtig gut bezahlt wird, so wie andere in der Pflege arbeiten, was beschissen bezahlt wird. Richtig gut bezahlte Arbeit zählt hier wie auch anderswo. Und so ziehen junge Männer und Frauen von hier aus in die Ferne – oft vom Geld gelockt, aber auch von so schönen Werten wie Gemeinschaftsgefühl, Teil eines größeren Ganzen sein, Führung vertrauen – und kommen zurück, teils als Posttraumatiker. Es war doch so schön das Spiel aus dem so viel Ernst wurde. Nun sind sie noch mehr entrissen und hilflos verschwunden in einer fernen Welt, in der sie keiner mehr erreichen kann. Einen treffe ich ab und zu. Beim ersten Mal auf einer Busfahrt erzählte er mir viel von sich. Ich mochte ihn. Nun denkt er, ich bin eine Agentin, die hinter ihm her ist.

Es ist heiß, viel zu heiß für so einen 26. April. Manchmal bringt eine Bö eine Menge Staub, die Luft ist diesig. Ich muss selbst die sonst so anspruchslosen Kartoffeln gießen, so trocken ist es auf meinem kleinen Feld hinterm Haus. Und um mich herum wählen die Leute die AfD, die gern viele Schritte zurück gehen möchte, wo wir uns öffnen und nach vorne schreiten müssten. Ich mag meine Nachbarn, aber ich möchte sie alle anschreien: „Das sind Nazis!“ So versuche ich zuzuhören und zu verstehen. Alles menschlich, allzu menschlich. So wie Maschinengewehre und Krieg.

Dieselben Menschen haben wieder Tiere, weil der Fraß aus dem Supermarkt nun wirklich nicht geht, schimpfen über das Gift auf den Feldern und leiden mit ihren Tieren unter der Dürre. – Da wird die AfD nicht weiterhelfen. Da hilft es auch nicht, die Grenzen wieder dicht zu machen. Wetter kommt von oben.

Die Vögel zwitschern immer noch. Das Maschinengewehr ist verstummt. Mittagszeit. Himmlich so ein warmer Tag im Garten.

1 comments

  • esther sagt:

    wunderbarer text, ja, wetter kommt von oben und das bestimmt die lebensbedingungen. dachte gerade so, es müssten viele menschen in den osten die freigeister sind, respekt für euch, dass ihr da seid, mich schreckt das bsiher ab.

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