Mit belgischer Schokolade im Gepäck in die Lausitz
Mit belgischer Schokolade im Gepäck in die Lausitz
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Goedele Matthyssen und ihr Mann Peter Bienstman sind Inhaber der Confiserie Felicitas. Sie beschäftigen über 70 Angestellte und betreiben zwei Filialen in Dresden und Potsdam. Ihr Hauptsitz ist aber ein ganz kleines Dorf in der Lausitz: Hornow. Mit großer Visionskraft und Pioniergeist begannen sie dort 1992 in einer LPG Küche. Die Sehnsucht nach dem Landleben und Freunde in Forst lockten sie aus dem eng bebauten Belgien in den ländlichen Raum, der Möglichkeiten, Nischen und Platz für Träume bot. Ein Geheimtipp ist die Confiserie mit ihrer Schauwerkstatt, dem Schokokino und den Streichelgehegen schon längst nicht mehr, vielmehr ein „must have“ auf der Lausitzer Sehenswürdigkeitenliste. Die Schokolade ist allerdings nicht nach Lausitzer Rezept, sondern original belgisch und vielleicht ist das auch besser so 😉 Unser sechsähriger Sohn sagt: „Sie schmeckt köstlich!“

Liebe Frau Matthyssen, sie stammen aus Belgien. Wie sind Sie in nach Hornow, in ein kleines Lausitzer Dorf gekommen, wo Sie jetzt schon so viele Jahre arbeiten und leben?

Goedele in der alten Produktion

Goedele Matthysen in ihrer alten Produktionsstätte, einer ehemaligen LPG Küche

 

Goedele Matthyssen: Das war ein langer Weg. Für 4 ½ Jahre haben wir in Nigeria gelebt, 2 ½ Jahre davon haben wir Entwicklungshilfe geleistet und zwei Jahre waren wir geschäftlich dort. Wir hatten einen regelrechten Drang zur Selbstständigkeit entwickelt und suchten eine Marktnische und einen Platz, wo wir uns niederlassen können. Nach der Wende sahen wir uns auch in Ostdeutschland um, weil wir dort viele Marktlücken vermuteten. Und wir fanden eine Marktlücke – handgefertigte Schokolade. Wir wollten gute selbstgemachte Schokolade nach belgischer Rezeptur produzieren und vermarkten. Vor 25 Jahren kamen wir nach Hornow mit unserer Geschäftsidee. Wir sprachen kein Wort Deutsch, keiner von uns beiden wusste, wie man Schokolade produziert, aber wir wollten aufbrechen in eine neue Welt und etwas Eigenes auf die Beine stellen. Ich bin dann zur Chocolatiersschule nach Belgien gegangen, während mein Mann hier anfing, unser Geschäft aufzubauen.

Gab es besondere Herausforderungen während Ihrer Selbstständigkeit?

Goedele Matthyssen: Ja, das Durchhalten. Ich glaube, wären wir richtige Geschäftsleute gewesen, die nur auf das Geld schauen, hätten wir schon nach zwei Jahren aufgegeben. Am Anfang schien es so, als hätten wir unsere Zeit hier verloren. Wir haben sehr zurückstecken müssen. Ich bin jahrelang Trabant gefahren, als andere Hornower ihre Trabants nach und nach loswurden. Wir hatten ein sehr einfaches Leben hier und es war nicht vorauszusehen, ob wir es wirklich schaffen. Aber die Menschen hier in Hornow wollten uns behalten, sie waren und sind so herzlich zu uns. Nach sieben Jahren in Armut – so muss man es wirklich bezeichnen – kam plötzlich die Wende. Ich glaube, die Leute wurden einfach qualitätsbewusster und waren bereit für gute Produkte mehr auszugeben. Von da an ging alles rasend schnell. Wir bauten unser Geschäft aus und wurden ernst genommen. Geholfen hat uns auch, dass ich Unternehmerin des Jahres wurde. Das war die beste Werbung, die wir bekommen konnten. Die Leute wurden neugierig und kamen nach Hornow, wollten wissen, was wir hier machen. Es wurde eingekauft und weitergesagt. Der Kundenkreis wurde immer größer und wir immer erfolgreicher.

Warum haben Sie sich 1991 für Hornow als Standort entschieden?

Goedele Matthyssen: Wir haben ein kleines Dorf gesucht. Einen Platz auf der Welt mit sehr viel Natur und Ruhe. Und wir wollten da produzieren, wo wir wohnen. Wir hatten ja vor, einmal Kinder zu haben, und wollten ihnen auch Eltern sein. Deshalb hatten wir die Idee Arbeit und Familie so gut es geht miteinander zu kombinieren. Produziert haben wir schon immer hier in Hornow, verkauft haben wir am Anfang aber in Cottbus, wo wir einen ganz kleinen Laden gemietet hatten. Es kam aber immer öfter vor, dass Nachbarn an unsere Haustür kamen, um Schokolade zu kaufen. Wir haben unsere Schokoladenprodukte am Anfang in einem Bücherregal präsentiert und so haben wir den ersten Werksverkauf für unsere Nachbarn gemacht. Das sprach sich herum, Leute aus umliegenden Orten, selbst aus Spremberg und Hoyerswerda klingelten an unserer Tür. Mein Mann und ich hatten die Idee den Werksverkauf in Hornow zu verbessern mit längeren Öffnungszeiten, einer eigenen Kasse und der ersten Verkäuferin. Eines Tages kam die erste Schulklasse, danach war klar, dass wir erweitern mussten. Heute kommen Reisebusse von überall her und wir haben noch weitere Filialen in Dresden und in Potsdam.

Was verbindet Sie heute mit Hornow und der Lausitz?

Goedele Matthyssen: Das ist unser Zuhause. Wir fühlen uns als Lausitzer mit belgischem Pass.

Goedele Matthysen und Peter Bienstman

Goedele Matthysen und Peter Bienstman mit ihren schokoladigen Konterfeis

 

Das SchokoLadenLand in Hornow heute

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