Wenn schon nicht hinfahren, dann wenigstens rein-, ein- und mitlesen.
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Buhu! Hier kommt das Demografieschreckgespenst! Schrecklich, schrecklich. Aus vielen Ecken tönen die Missklänge, viele Münder blasen ins gleiche verstimmte Horn…aber nein, die endlosen negativen Tiraden sind nur eine mögliche Interpretation dessen, was nun gerade vor sich geht beziehungsweise dessen, was auf uns zukommt: 25-30% weniger Landbevölkerung heißt es für manche Regionen in Deutschland. Jammer, jammer!

Aber: Es soll ja Menschen geben, die die zukünftige Entwicklung des ländlichen Raumes durchaus positiv sehen. Das sind nicht nur Menschen mit Visionen. Es sind vor allem auch Macher mit starken Konzepten und tollen Ideen, die konkret umgesetzt werden. Einige von Ihnen haben spannende Bücher geschrieben. Ein paar sollen hier vorgestellt werden.

1. Rettet das Dorf

Den Autor Prof. Dr. Gerhard Henkel, kann man getrost als Dorfpapst bezeichnen. Dorfentwicklung ist sein Metier und in diesem Buch (er hat schon ein paar geschrieben) bringt er eine Reihe von Best Practice Beispielen, die sich individuell abgewandelt bestens auch an anderen Orten umsetzen lassen. Besonders gut hat mir gefallen, dass er deutlich macht, dass die massive demografische Entwicklung und die damit verbundene Entvölkerung des ländlichen Raumes eben nicht einzig für die neuen Bundesländer gilt.

Hier geht es zu seiner Homepage: https://www.gerhardhenkel.de/neu-rettet-das-dorf/

2. Vital Village

Ganz frisch (2017) ist auch dieses Buch. Hier verewigen sich eine Reihe von Expertinnen sowohl mit wissenschaftlichem wie kulturpolitischem Blick und natürlich auch mit Praxisbeispielen. Ein lesenswertes Fachbuch.

Der Verlag: http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3988-9/vital-village

3. Ruralism – The Future of Villages and Small Towns in an Urbanizing World

Gleiches gilt für das gewichtige Werk „Ruralism“. – Aber Vorsicht! Die Verkehrssprache ist Englisch.

Der Verlag: https://www.jovis.de/de/buecher/details/product/ruralism.html

Und hier zum „Institut for sustainable urbanism“ dem die Autorin vorsteht: http://sustainableurbanism.de/

2. Das Neue Dorf

Das Buch von Ralf Otterpohl ist mir ein wenig zu „eso“ und zu „weltretterrisch“. Ohne Frage spricht er wichtige Themen an, was ihm als Experten für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz natürlich leicht fällt, aber… nunja. In der „Zeit“ gibt es eine Buchkritik, die es ganz gut auf den Punkt bringt: http://www.zeit.de/2017/38/das-neue-dorf-ralf-otterpohl

3. 111 Gründe auf´s Land zu ziehen

Die Autorinnen Erika Thimel und Karin Michaelis stimmen einen Lobgesang an. Eine Hymne fürs Land. Ganz schön schön geschrieben. Unterhaltsam und informativ und vor allem: aus dem eigenen ganz subjektiven Erleben heraus. Das passt mir gut. Überall finde ich Sätze, die ich auch schon so oder ähnlich von mir gegeben habe, wie „Auf dem Land gibt es alles, was man braucht – und den Rest kann man online bestellen“. Meine weihnachtliche Geschenkempfehlung gibt es hier: https://www.schwarzkopf-verlag.net/store/p830/111_GR%C3%9CNDE%2C_AUFS_LAND_ZU_ZIEHEN.html

Und hier ist die Homepage von Erika Thimel: http://www.erikathimel.de/

4. Der Raum

Hier geht es nicht explizit um den ländlichen Raum und neu ist das Buch auch nicht, aber für mich eine großartige Entdeckung. Der Raum von Franz Xaver Baier wurde 1996 vom Verlag Walther König, Köln, aufgelegt und ist nur noch über das Antiquariat erhältlich. Aus dem Vorwort, Zitat Franz Xaver Baier: „Ich demonstriere mit der vorliegenden Arbeit die Wirklichkeit des Phänomens Lebensraum. Da dieser nicht nur vielschichtig und komplex, sondern auch in Bewegung ist, wird er hier auch als lebendiger Raum angesprochen“. Und weiter: „Räume sind Lebewesen. Sie haben ein Raumleben und ein Haltbarkeitsdatum. Unsere Lebensräume formen sich permanent um und müssen geleistet werden“.

Darüber hinaus lässt sich so vieles er-googeln. Nicht nur in Deutschland, auch in Europa und in der ganzen Welt beschäftigen sich Menschen mit dem Themenkomplex Land-Stadt und den unterschiedlichen demografischen Effekten, die sich jeweils unterschiedlich auswirken. Indien, Afrika, China? Überall sind es die gleichen oder zumindest ähnliche Themen.

5. Luxus Landleben

Dieses Buch stammt von Dr. Wolf Schmidt, der von Hamburg in die ländlichen Weiten Mecklenburg-Vorpommerns gezogen ist. Es beinhaltet alles, was ein Herz, das für „die Neue Ländlichkeit“ schlägt, begehrt: es ist humorvoll, klar, anregend und all die Informationen werden von einer schönen Sprache getragen.

Zwei Gedanken sind für mich essentiell, zum einen: es gilt nicht die Abwanderung zu stoppen, sondern die Zuwanderung zu fördern. Und zum anderen finde ich es sehr sinnvoll, den Schmidtschen Begriff der „Neuen Ländlichkeit“ zu etablieren. Die Bewusstmachung dieses Schatzes, insbesondere auf Seiten der Verwaltung, halte ich für wichtig, denn viele schauen doch nur mit der Brille eines Bruttogehaltes auf die „Gegend“ und übersehen damit alle Potentiale. Die Neue Ländlichkeit kommt mir vor, wie eine Art Bewusstseinszustand der Menschen, die aus dem Hamsterrad des „mehr & schneller“ herausgefallen sind und bemerkt haben, dass gerade das „mehr“ (Dinge, Macht, Geld) nicht mehr Glück bringt.

6. Edition Bauhaus 35 – Raumpioniere in ländlichen Regionen

Ein Buch fehlt noch in den obigen Liste. Leider ist das 2013 in der Edition Bauhaus erschienene & gelungene Werk von Kerstin Faber und Philipp Oswalt (Hg.) gerade nicht erhältlich (oder nur für viel Geld).

Vielleicht wird es ja wieder aufgelegt (http://spectorbooks.com)?

Kerstin Faber und Philipp Oswalt sind ausgewiesene Experten und ihr Buch kann getrost als (junger) „Klassiker“ bezeichnet werden. Im Netz gibt es eine Reihe guter Rezensionen unter anderm hier www.detail.de und hier www.bauwelt.de.

Das Duo Faber/Oswalt begegnet dem Thema der Raumpioniere mit vielen schönen zum Nachmachen anregenden Beispielen und fokussiert dabei auf den Begriff der „regionalen Cloud“, also einem selbstorganisierten Schwarm (hach, diese Zeitgeistwörter!), der wiederum mit anderen regionalen Daseinsvorsorge-Machern und Macherinnen kooperiert, sich austauscht, ergänzt etc. – Kritik üben die beiden zu Recht an den starren etablierten Verwaltungssystemen und ihren ebenso starren Fördermechanismen. Es braucht eben „einen kooperativen, ermöglichenden Staat“.

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Wer einen ganz schnellen Einstieg sucht, dem sei die Homepage der der deutschen Vernetzungsstelle (DVS – Netzwerk ländliche Räume) wärmstens empfohlen: www.netzwerk-laendlicher-raum.de

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